Psychische Störungen
Was ist eine psychische Störung? Woran erkenne ich eine psychische Störung?
Das Wort Krankheit wird in der Psychotherapie und Psychiatrie durch den Begriff der Störung ersetzt. Psychisch erkrankten Menschen ist oft lange Zeit nicht bewusst, dass sie an einer psychischen Störung leiden. Psychische Beschwerden/Symptome haben viele unterschiedliche Gesichter und Betroffene beschreiben im Nachhinein oft einen sich schleichend verschlechternden Prozess bis zum Zeitpunkt der Diagnose. Auch für psychische Störungen gilt: je früher eine Behandlung beginnt, desto besser sind die Aussichten auf Linderung oder Heilung. Linderung/Heilung kann zum Beispiel eintreten, wenn ein Mensch den Umgang mit sich ändert und sich in einem therapeutischen Setting damit einverstanden erklärt, seine Psyche/Seele kennen zu lernen.
Wenn die Aktivitäten des täglichen Lebens längere Zeit von Gefühlen wie Traurigkeit, Angst und oder innerer Anspannung belastet sind oder weitere Symptome wie Panikattacken, Selbstverletzungen, zwanghaft wiederholte Handlungen oder Wahngedanken dazu kommen, sollten Betroffene professionelle Hilfe aufsuchen. Auch Angehörige und Freunde sind aufgefordert, Veränderungen in der Beziehung und auffälliges Verhalten den Betroffenen mitzuteilen bzw. bei der Suche nach professioneller Hilfe mitzuhelfen.
Was wissen wir heute über psychische Störungen?
- Jeden von uns kann es treffen! Psychische Störungen können prinzipiell jeden Menschen in jedem Alter treffen und kommen häufiger vor, als man denkt.
- Eine Schwäche? Psychische Störungen sind kein Zeichen von persönlicher Schwäche, sondern Ausdruck einer Überlastung oder nicht Verarbeitbarkeit von Überlastung.
- Jeder von uns entwickelt sein individuelles Erleben! Psychische Störungen werden von jedem Menschen anders erlebt.
- Psychotherapie und/oder Medikamente wirken! Zur Behandlung bieten sich zwei nachgewiesen wirksame Methoden an: Psychotherapie und medikamentöse Therapie bzw. die Kombination beider Behandlungsmethoden.
Warum werden psychische Störungen klassifiziert und diagnostiziert?
Klassifikationen dienen prinzipiell in der Wissenschaft der Kommunikation verschiedener Fachgebiete. Außerdem kann Lehre und Forschung nur dann betrieben werden, wenn eine einheitliche Sprache gesprochen wird. Die WHO hat dazu die ICD (International Classification of Diseases) entwickelt (derzeit ICD-10/11). Darin werden alle (körperlichen und seelischen) Krankheiten systematisch geordnet und beschrieben. Psychische Störungen sind mit dem Buchstaben F gekennzeichnet. Dem Buchstaben folgt dann ein Zahlen-Code, der die Krankheit noch genauer in ihrer Ausprägung beschreibt und zu sogenannten Clustern zusammenfasst.
Die ICD-10 bzw. -11-Klassifikation dient in den meisten Staaten auch zur Verrechnung der Behandlung einer Krankheit und wird daher beispielsweise im Antrag zur Bezuschussung bzw. Refundierung der Psychotherapie-Kosten bei den Krankenkassen verwendet. Auch Symptome psychischer Krisen werden mit Hilfe der ICD-10/11 klassifiziert und diagnostiziert.